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Die Elektrifizierung

der

Wiesen - und Wehratalbahn

Die Lokomotiven

Die Elektrifizierung der Wiesen- und Wehratalbahn war eine mutige technische Großtat der Badischen Staatsbahn, für die sie aber leider noch viel Lehrgeld zahlen sollte.

Im Vorfeld hatten die Siemans-Schuckert - Werke (SSW) bereits verschiedene Entwürfe zum Bau von elektrischen Probelokomotiven mit Wechselstrommotor geliefert:


Aus EKB 1912, Seite 69; Sammlung Ulrich Honervogt

Besonders bei den bei SSW bestellten 10 Lokomotiven traten zahlreiche ,,Kinderkrankheiten" auf, und die Dampfreserve der Bahnbetriebswerke Basel und Haltingen mußte des öfteren einspringen.

Für den Unterhalt der elektrischen Lokomotiven wurde im neuen Badischen Bahnhof in Basel ein besonderes Maschinenhaus errichtet.

Als das neue Haus bereits im Bau war, kam man bei der Maschineninspektion Basel zur Ansicht, dass man den Unterhalt der Elektroloks doch besser zusammen mit dem Dampflokbetrieb bewerkstelligen könne und richtete ein entsprechendes Schreiben an die Generaldirektion nach Karlsruhe.

Von dort kam am 2. September 1911 die Antwort, dass man die Vorteile, die für den Instandhaltungs-Betrieb in einem für Dampflok und elektr. Lok gemeinsamen Maschinenhaus verbunden sind, nicht verkenne. Der Anregung könne jedoch beim derzeitigen Stand der Bauarbeiten keine Folge mehr gegeben werden.

Als erste der bei SSW mit Vertrag vom 01. bzw. 15. Februar 1910 bestellten 10 Lokomotiven traf

Die Badische A I

in Basel ein. SSW und Maffei hatten die Lok bereits 1910 fertig gestellt und auf dem Versuchsring in Oranienburg Probefahrten durchgeführt. Nach einem Umbau unternahm sie dann Probefahrten zwischen Murnau und Oberammergau. Im Januar 1911 wurde sie an die KPEV ausgeliehen und auf der Strecke Dessau-Bitterfeld eingesetzt. 1911 war die Maschine auch auf der internationalen Industrie- und Gewerbeausstellung Turin ausgestellt. Danach wurde sie auf 15 kV / 15 Hz umgebaut und traf im Oktober 1912 in Basel ein.

Aufgrund der mit der A I gemachten Erfahrungen konstruierten SSW und Maffei

Die Badische A II

In Erfüllung des Vertrages vom vom 01. bzw. 15. Februar 1910 wurden von diesem Loktyp insgesamt 9 Maschinen gebaut.

Zusätzlich zu den vorgenannten Lokomotiven wurden bei der BBC und der Maschinenbau-Gesellschaft Karlsruhe (MBGK) zwei weitere Maschinen bestellt, welche man als

Die Badische A III

bezeichnete. Mit Anlieferung dieser beiden Lokomotiven der Reihe A3 im Jahr 1913 waren nunmehr 12 E-Loks in der Betriebswerkstätte Basel beheimatet, die das gesamte Verkehrsaufkommen auf den elektrifizierten Strecken bewältigen sollten.

Die Verfassung des Deutschen Reiches von 1919 (Weimarer Verfassung) bestimmte, dass die dem Allgemeinen Verkehr dienenden Eisenbahnen in das Eigentum des Reiches zu übernehmen und als einheitliche Verkehrsgesellschaft zu verwalten seien. Deshalb erfolgte zum 1. April 1920 der Zusammenschluß der Länderbahnen zur Deutschen Reichsbahn.

Dies ermöglichte künftig eine deutschlandweite Koordination des Lokomotiveinsatzes.

Als Verstärkung für die immer noch an "Kinderkrankheiten" leidenden badischen Elektroloks hat man dann anscheinend auf der Wiesen- und Wehratalbahn für die leistungsschwachen Lokomotiven aus der Frühzeit der Elektrifizierung für

Die "Preußen"

ein ideales Einsatzgebiet gefunden. Doch auch diesen Lokomotiven war auf der Wiesen- und Wehratalbahn kein langes Leben mehr beschieden. Im Jahre 1930 wurden auch die drei letzten verbliebenen Loks abgestellt und ausgemustert.

Als geradezu ideal für die Wiesen- und Wehratal erwies sich die ebenfalls aus Preußen stammende

E 71.

Diese Lokbaureihe sollte die kommenden 30 Jahre das Bild auf der Wiesen- und Wehratalbahn bestimmen. Als erste Lok dieser Baureihe wurde am 21. Juli 1928 die E 71 35 (ehemals EG 537 Halle) vom Betriebswerk Bitterfeld nach Basel umstationiert.

Im Jahre 1944 war die Zahl der betriebsfähigen E 71 stark zusammengeschrumpft. Außerdem musste das Betriebswerk Basel seine Elektrotriebwagen abgeben.
Um den elektrischen Betrieb weiterhin aufrecht erhalten zu können, erhielt das Betriebswerk Basel 1944 aus Österreich sieben Lokomotiven der Baureihe

E 33

(ehemals österreichische Baureihe 1029) zugeteilt.

Infolge der Ausweitung des elektrischen Betriebes auf der inzwischen elektrifizierten Rheintalbahn sowie Verstärkung und Ablösung der mittlerweile alterschwachen E 71 wurden ab Ende April 1955 Lokomotiven der Baureihe

E 32 (132)

aus Bayern nach Basel umbeheimatet. Als erste Lok kam am 30. April 1955 die E 32 20.

Als am 4. Juni 1955 der elektrische Betrieb zwischen Basel und Freiburg aufgenommen werden konnte, bekam das Betriebswerk Freiburg die ersten

E 44 (144 / 145)

zugeteilt. Nach und nach tauchten sie dann auch vor den Personenzügen auf der Wiesentalbahn sowie fallweise auch auf der Wehratalbahn auf.

Auf der Wiesentalbahn wurde zum Sommerfahrplan 1979 ein Taktfahrplan mit Wendezügen eingeführt, befördert von der Baureihe

141 (E 41)

Anfangs der 90-er Jahre traten dann an den mittlerweile bald 40 Jahre alten Lokomotiven vermehrt Schäden auf und es war dringend Abhilfe erforderlich. Zur Hilfe kam damals die Wiedervereinigung Deutschlands. Immer mehr Loks der

Baureihe 143

wurden in die westlichen Bundesländer umstationiert. Ab Sommerfahrplan 1996 übernahm die Baureihe 143 den Wendezugbetrieb auf der Wiesentalbahn sowie zwischen Weil und Lörrach.

Im Zuge der Regionalisierung des Nahverkehrs wurde auch der Personenverkehr auf der Wiesentalbahn sowie zwischen Weil und Lörrach als künftige "Regio-S-Bahn " ausgeschrieben. Diese Ausschreibung wurde von den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) gewonnen.
Ab 15. Juni 2003 verkehrten dann die

Fahrzeuge der SBB.

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