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Die Elektrifizierung

der

Wiesen - und Wehratalbahn

Die E 44
(144 / 145)

Die Elektrolokomotiven der Baureihe E 44 waren die ersten in größerer Stückzahl beschafften Elloks auf dem deutschen Schienennetz und haben den süddeutschen Eisenbahn-Personennahverkehr zwischen 1935 und 1982 mit geprägt. Die E 44 gilt als Ursprung vieler nachfolgender Baureihen, denn bei ihr wurde als erster großer Ellok auf Vorlaufachsen und Stangenantrieb verzichtet, und bei ihr wurde der viele Jahre erfolgreiche Tatzlager-Antrieb etabliert.

Die E44 hat sich in allen Einsatzgebieten hervorragend bewährt. Sie war die erste E-Lok in Deutschland ohne Vorlauf-Achsen. Ohne die Baureihe E44 wären die Nachkriegsloks der Baureihen E10/E40 (DB) und E11 (DR) nicht denkbar gewesen. Einige dieser robusten Maschinen waren über 50 Jahre lang im Plandienst im Einsatz.

16 Lokomotiven der Baureihe E 44 waren mit einer elektrischen Widerstandsbremse ausgerüstet. Bis 1962 erhielten diese Loks ein "W" hinter der Loknummer (z.B. E 44 170 W), von 1962 bis 1968 wurde eine "1" vor die Ordungsnummer gesetzt (z.B. E 44 1170), bei Einführung der EDV-Nummern wurden die Loks in Baureihe 145 umbenannt (z.B. 145 170 - 7).

E 44 167 W mit einem "Donnerbüchsenzug" in Basel Bad Bf
Foto: © Roland Haas

Als am 4. Juni 1955 der elektrische Betrieb zwischen Basel und Freiburg aufgenommen werden konnte, bekam das Betriebswerk Freiburg die ersten E 44 zugeteilt. Es waren dies die E 44 065, 160, 175, 179 und 182.

Als 1960 die Umstellung der Höllentalbahn, seit 1936 als Versuchsstrecke mit Drehstrom 50 Hz / 20.000 Volt elektifiziert, auf die bei der Eisenbahn üblichen Einphasen-Wechselstrom 16 2/3 Hz / 15.000 Volt erfolgte, benötigte man dort Elektro-Lokomotiven mit elektrischer Widerstandsbremse.

Nach und nach kamen deshalb die 16 mit Widerstandsbremse ausgerüsteten E 44 (145) nach Freiburg.

Es waren dies: E 44 152, 154, 155, 158, 161, 162, 167, 168, 169, 170, 172, 174, 176, 177, 180 und 181.

Als Ablösung für die alterschwachen E 32 kamen die E 44 (145) auch auf der Wiesentalbahn zum Einsatz. Nach Abzug der E 32 zum Sommerfahrplan 1969 waren sie für die nächsten 10 Jahre fast vor jedem Personenzug anzutreffen.

Auf der Wehratalbahn durfte die E 44 nur für kurze Zeit fahren. Wegen des schlechten Oberbaus hatte man hier ein Fahrverbot für diese Baureihe verhängt.


Eine unbekannte E 44 unter der Kichsteigbrücke im Bahnhof Wehr.
Foto: © Roland Haas

145 170 - 7 mit einem Personenzug im Bahnhof Schopfheim
Foto: © Roland Haas

Natürlich machte sich die E 44 auch vor den Nahgüterzügen im Wiesental und im Raum Basel nützlich.

Der Niedergang der E 44 (145) begann im Jahre 1977. Als erste 145 des Bw Freiburg wurde die 145 154-1 von der Ausbesserung zurückgestellt. Die Lok befand sich zu jener Zeit im Ausbesserungswerk München-Freiman, wo sie eine Hauptuntersuchung erhalten sollte. Dabei hat man festgestellt, daß die Bleche des Aufbaus total durchgerostet waren. Weil der Kostenvoranschlag für die Anfertigung eines neuen Aufbaus zu hoch war, wurde von einer Aufarbeitung der Lok abgesehen.

Im Frühjahr 1978 wurde der E 44(145)-Bestand in Freiburg arg dezimiert, bei 7 Lokomotiven liefen die Untersuchungsfristen ab. Trotzdem waren die Loks auch noch im Sommerfahrplan 1978 auf der Wiesentalbahn im Einsatz. Bei Ausfall einer 145 kam meistens eine Lok der Baureihe 140 zum Einsatz.


Die 145 161 - 6 auf der Wiesentalbahn bei Hausen-Raitbach
Foto: © Roland Haas

Am Freitag, dem 16. März 1979 fand der letzte Planeinsatz der Freiburger 145 im Wiesental statt. Die Leistungen der 145 wurden von der Baureihe 139 und 140 übernommen. An diesem Tag hatte man für die E 44 ein Fahrverbot für die Wiesentalbahn verhängt!

Der Grund für das Fahrverbot: Durch die stark ausgeschlagenen Drehgestell-Lager begann die 145 im Leerlauf bei 90 km/h besonders zwischen Brombach und Steinen sowie zwischen Lörrach-Stetten und Basel derart stark zu schlingern und zu schwanken, daß es manchem Lokführer Angst und Bange auf dem Führerstand wurde. Nach Führerstandsmitfahrten der "Obrigkeit" des MA Freiburg und des Bw Haltingen wurde der Zustand als untragbar bezeichnet und deshalb das Fahrverbot ausgesprochen.

Auf der Höllentalbahn kamen die 145 jedoch bis zum Ende des Sommerfahrplanes 1979 weiterhin zum Einsatz

Auf der Wiesentalbahn wurde zum Sommerfahrplan 1979 ein Taktfahrplan mit Wendezügen eingeführt, befördert von der Baureihe 141.

Am 18. September 1979 hieß es dann: Abschied für immer. Ein Lokzug machte sich mit den verbliebenen 145 auf den Weg von Freiburg nach München und Rosenheim.

E 44 189 mit einem Personenzug im Bahnhof Schopfheim im Jahre 1968.
Foto: © G. Leber
Die E 44 189 (144 189 - 0) entstand 1965 aus der ehemaligen Höllentalbahnlok E 244 22.

Zugkreuzung im Bahnhof Schopfheim im Jahre 1970. Die 145 161-6 begegnet der 145 155-8.
Foto: © G. Leber

Bei der DB wurde 1984 die letzte Lok der Baureihe 145 ausgemustert. Die E 44 1170 befindet sich aufgearbeitet, allerdings ohne Fristen im Besitz des Verkehrsmuseums Nürnberg und ist bei den Eisenbahnfreunden Betzdorf im ehemaligen BW Siegen untergebracht.

Festlich geschmückt: Museumslok E 44 1170 in Zell im Wiesental
nit Sonderzug anlässlich des Jubiläums "70 Jahre Elektrifizierung der Wiesentalbahn"
am 17. September 1983
Foto: © Roland Haas

Weitere Fotos der E 44 gibt es auch hier

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