Die Elektrifizierung
der
Wiesen - und Wehratalbahn
Die ersten Lokomotiven
Die "Preussen"
Die Verfassung des Deutschen Reiches von 1919 (Weimarer Verfassung) bestimmte, dass die dem Allgemeinen Verkehr dienenden Eisenbahnen in das Eigentum des Reiches zu übernehmen und als einheitliche Verkehrsgesellschaft zu verwalten seien. Deshalb erfolgte zum 1. April 1920 der Zusammenschluß der Länderbahnen zur Deutschen Reichsbahn.
Dies ermöglichte künftig eine deutschlandweite Koordination des Lokomotiveinsatzes.
In Preußen und Schlesien wurden mittlerweile leistungsfähigere Elektrolokomotiven benötigt und man suchte ein neues Einsatzgebiet für die leistungsschwachen Lokomotiven aus der Frühzeit der Elektrifizierung.
Als Verstärkung für die immer noch an "Kinderkrankheiten" leidenden badischen Elektroloks hat man dann anscheinend auf der Wiesen- und Wehratalbahn ein ideales Einsatzgebiet gefunden.
Am 13. 06 1921 wurden die preußischen EG 502 und EG 503 nach Basel versetzt.
Im April 1923 folgte die EG 505, nachdem man sie in Halle repariert hatte. Aus Halle kam dann am 25. Oktober 1923 auch die EG 506 nach Basel.
Die EG 503
Foto: Archiv Eisenbahnfreunde Wehratal e.V.
Die EG 504 soll, verschiedenen Berichten zu Folge, bereits 1914 nach Basel gekommen sein. Gemäß "BBC-Mitteilungen" vom Mai 1914 befand sich diese Lok im Werk der BBC in Mannheim zum Umbau. Am 11. Mai 1914 hatte ihr Großherzog Friedrich von Baden im Rahmen einer Werksbesichtigung einen Besuch abgestattet.
Es ist allerdings wenig wahrscheinlich, daß die Badische
Staatsbahn bereits 1914 eine Lok aus Preußen übernommen hat.
In den "BBC-Mitteilungen" vom Januar 1922 wird die
EG 504 als an die Wiesentalbahn geliefert verzeichnet (Baujahr 1911, Umbau 1914).
In den hier vorliegenden Akten ist die EG 504 bis 1921 nirgends erwähnt. Wäre die Lok damals bereits in Basel im Einsatz gewesen, so wäre sie bestimmt in der "Belastungstabelle" vom 1. Juni 1921 aufgeführt worden:
In Basel waren 1927 5 Loks der Baureihe EG vorhanden:. EG 502 bis 506, ab 1927 als E 70 02 bis E 70 06 bezeichnet.
Da ab 16. Januar 1927 bei Güterzügen auf der
Wiesentalbahn der Luftbremsbetrieb eingeführt wurde, ersetzte man bei 70
03 und 70 04 die zu kleinen Motorluftpumpen durch leistungsfähigere Luftpumpen
von Brown Boveri & Cie.
Außerdem erhielten alle 5 -Lokomotiven eine Zusatzbremse.
Auf Grund ihrer Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h dürften die EG überwiegend im Güterzugverkehr im Einsatz gewesen sein.
Bereits im Sommer 1928 mussten die E 70 03 (EG 503) und E 70 06 (EG 506) wegen größerer Schäden ausgemustert werden. Als Ersatz wurde am 21. Juli 1928 die E 71 35 (ehemals EG 537 Halle) vom Betriebswerk Bitterfeld nach Basel umstationiert.
Die E 71 sollte sich künftig als die Ideal-Lok für die Wiesen- und Wehratalbahn erweisen.
Im Jahre 1930 wurden dann auch die drei verbliebenen Loks E 70 02, 04 und 05 (EG 502, 504 und 505) abgestellt.
Am 3. August 1923 kam dann noch eine "Exotin" nach Basel: Die preßische ES 2.
ES 2 wurde im März 1911 als WSL 10502 Halle in Dienst gestellt und erhielt 1912 die neue Betriebsnummer ES 2 Halle. Ab 1915 befand sie sich in der KED Breslau und kehrte von dort nach erfolgter Reparatur in Lauban am 21.12.1921 in die ED Halle zurück. Sie war auf der Strecke Dessau - Bitterfeld im Einsatz. Nach einem kurzen Intermezzo in Freilassing, wo man die Lok nicht haben wollte, erfolgte ihre Abgabe zur Wiesen- und Wehratalbahn.
Die ES 2 im Bw Basel
Foto: Archiv Eisenbahnfreunde Wehratal e.V.
Da man für die 110 km/h schnelle Lok auf der Wiesen.- und Wehratalbahn, wo damals nur 70 km/h zugelassen waren, keine sinnvolle Verwendung fand, wurde sie bereits 1927 wieder ausgemustert.
Im "Jahresbericht 1927 über die elektrrische Zugförderung auf der Wiesentalbahn" , erstellt vom Maschinenamt Freiburg, ist angeführt:
"Die Lokomotive E 00 02 (ES 2) wurde, da sie sich für den Wiesentalbahnbetrieb nicht mehr eignete, im Juli 1927 ausgemustert.
Sie wird von der Lieferfirma Allgenmeine Elektrifisitäts Gesellschsft für das Verkejhrs- und Baumusum in Berlin hergerichtet"
Was von dieser Lok derzeit noch übrig ist, erfahren Sie
hier.
Ob die ES 2 die von der Deutschen Reichsbahn vorgesehene Betriebsnummer E 00
02 noch getragen hat, ist nicht bekannt.