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Die Elektrifizierung

der

Wiesen - und Wehratalbahn

Die E 71

Als geradezu ideal für die Wiesen- und Wehratalbshn erwies sich die ebenfalls aus Preußen stammende Baureihe E 71.
Als erste Lok dieser Baureihe wurde am 21. Juli 1928 die E 71 35 (ehemals EG 537 Halle) vom Betriebswerk Bitterfeld nach Basel umstationiert. Diese Lokbaureihe sollte für die kommenden 30 Jahre das Bild auf der Wiesen- und Wehratalbahn bestimmen. Im Volksmund erhielten sie den Spitznamen "Bügeleisen".

Die Preußische Staatsbahn hatte bereits 1912 bei der AEG eine Serie von 18 Drehgestell-Lokomotiven bestellt. Bis 1914 waren 3 Maschinen geliefert und der Auftrag auf insgesamt 46 Lokomotiven erhöht worden, gebaut wurden allerdings nur 24 Stück.

Von der Preußischen Staatsbahn wurden die Lokomotiven als EG 511 bis EG 537 bezeichnet. 1926 wurden sie von der Deutschen Reichsbahn in E 71 11 bis 37 umgezeichnet.

Die Lokomotiven waren robust und einfach.
Der Lokomotivkasten mit den beiden Führerständen und dem Transformator ruhten auf einem Brückenrahmen. In den Vorbauten, welche auf den Drehgestellrahmen montiert waren, wurde je ein Motor mit Vorgelege und Blindwelle untergebracht. Der Antrieb jedes Drehgestells erfolgte über Kuppelstangen.

Der Antrieb der E 71 war zum Zeitpunkt der Aufnahme im Verkehrsmuseum Nürnberg ausgestellt,
derzeit befindet er sich als Leihgabe im Museum der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte (DGEG) in Neustadt (Weinstr)
Foto: © Roland Haas

Die E 71 28
Foto: Archiv Eisenbahnfreunde Wehratal e.V.

Von den im Jahre 1914 geleiferten Maschinen sind allerdings nur 2 Lokomotiven in den Akten der ehemaligen Reichsbahndirektion Halle nachgewiesen, welche als EG 511 Halle im März 1914 und EG 512 Halle im Mai 1914 beim Betriebswerk Bitterfeld in Betrieb genommen wurden. Die dritte Lok, die EG 513 ist erstmals am 6. Oktober 1915 im Bw Nieder Salzbrunn in Schlesien nachgewiesen. Dorthin waren auch ihre beiden Schwestern, die EG 511 und 512 im Mai 1915 umgesetzt worden.

Vermutlich kriegsbedingt erfolgte die Lieferung weiterer Lokomotiven erst ab 1920.

Im Jahr 1920 sind 6 Lokomotiven nachgewiesen: EG 511, 512, 513, 514, 515 und 516. Alle 6 Loks befanden sich damals bei der Reichsbahndrektion Breslau in Schlesien. In den Jahren 1922 und 1923 kamen sie wieder zur Direktion Halle zurück. Ab Anfang 1924 erfolgte die Stationierung dieser Lokgattung auch in der RBD Magdeburg, sie wurden beim Betriebswerk Magdeburg-Rothensee beheimatet.


Führerstand der E 71 19
Foto: © Manfred Denz

Die im Jahre 1921 neu gelieferten EG 517, EG 520 bis 526 sowie EG 529 bis EG 537 wurden beim Betriebswerk Leipzig-Wahren stationiert.
Die neuen EG 518 und EG 519 gingen am 9. Juli 1921 leihweise nach Basel, vermutlich zu Probefahrten. Noch im selben Jahr kehrten sie nach Magdeburg zurück.
Im Mai 1922 und im Januar 1923 wurden dann noch die EG 528 und EG 527 in Magdeburg in Dienst gestellt.

Im Frühjahr 1928 befand sich die EG 528, jetzt als E 71 28, für einige Wochen zu Probefahrten leihweise in Basel.

Mit der Umstationierung der E 71 35 (ehemals EG 537 Halle) am 21. Juli 1928 vom Betriebswerk Bitterfeld nach Basel wurde dort die E 70 06 ausgemustert. Im November 1928 folgte dann die E 71 23 nach Basel. Dafür wurde die E 70 03 ausgemustert. Somit war die E 71 in Basel endgültig heimisch ngeworden.

1929 erfolgte die Umstationierung der E 71 14, 17, 25, 26*), 31, 32 und 33 von Magdeburg (Bw Magdeburg-Rothensee) nach Basel.

*) Das Abgabejahr der E 71 26 nach Basel ist umstritten. Nach den Aufzeichnungen von Peter Glanert nennt der Jahresbericht 1929 der RBD Halle die Abgabe von 6 Loks in diesem Jahr (mit E 71 26 wären es aber 7). Statistische Angaben der Hauptverwaltung der DRG vom Februar 1934 nennen zu diesem Zeitpunkt dann zwölf E 71 in der RBD Karlsruhe. Nach Abgleich mit den übrigen Maschinen, deren Abgabedaten bekannt sind, kommt man zu dem Schluss, dass E 71 26 erst 1930/31 nach Basel gelangt ist.

In den Jahren 1930/31 sind in Basel die E 71 11, 13, 14, 17, 23, 25, 26, 31, 32, 33, und 35 stationiert. Die E 71 23 wurde allerdings bereits am 10. August 1930 in Basel ausgemustert. Als Ersatz für sie kam 1932 die E 71 22 und 29 aus Magdeburg.


E 71 22 hatte im Jahre 1932 im Betriebswerk Basel einen Messzug am Haken
Foto: Hermann Maey (Slg Bellingrodt) / EK-Archiv

Bis zum 16. September 1936 blieb der Bestand an E 71 bei Betriebswerk Basel mit 12 Lokomotiven unverändert. An diesem Tag musste die E 71 17 aus dem Dienst scheiden.

Inzwischen hatten auch die letzten E 61 (Bad. A II) ihren Dienst quittiert. Zusammen mit den im September 1935 in Betrieb genommenen Elektrotriebwagen ET 25 bewältigte nun die E 71 den gesamten Verkehr auf der Wiesen. und Wehratalbahn.

Im Dezember 1939 musterte man in Basel die E 71 25 aus, am 26. März 1940 wurde auch die E 71 35 ausgemustert. Somit waren in Basel nur noch 9 betriebsfähige E 71 vorhanden.

Am 31. Dezember 1943 waren in Basel noch folgende E 71 im Bestand: E 71 13, 14, 22, 26, 29, 32 und 33.
Die E 71 31 war bereits im Juli 1941 ausgemustert worden. Sie wurde ab Dezember 1941 als stationäre Heizanlage in Mallnitz (Österreich) eingesetzt.
E 71 11 hatte man am 24. Februar 1942 in Basel ausgemustert.

Zur Auffrischung des stark geschrumpften Bestandes an E 71 und als Ersatz für die Elektrotriebwagen, welche kriegsbedingt an andere Direktionen abgegeben werden mussten, erhielt das Betriebswerk Basel 1944 aus Österreich sieben Lokomotiven der Baureihe E 33 (ehemals österreichische Baureihe 1029) zugeteilt.

Bei Kriegsende im Mai 1945 waren in Basel noch die folgenden E 71 betriebsfähig vorhanden:
E 71 14, 26, 29, und 32.

E 71 13, E 71 22 und E 71 33 waren mit Kriegsschäden abgestellt.

Um den elektrischen Betrieb nach dem Krieg so schnell wie möglich wieder in vollem Umfang aufzunehmen zu können, ließ man die kriegsbeschädigten E 71 13 und E 71 22 in einer Werkstätte der Schweizer Bundesbahnen (SBB) aufarbeiten. Als Gegenleistung durften die beiden Loks bei den SBB für mehrere Monate kostenlosen Rangierdienst leisten. E 71 13 rangierte vom 30. August bis 15. November 1946 in Olten, E 71 22 vom 31. August bis 19. Oktober 1945 in Basel SBB.

E 71 22 rangiert 1945 im Bahnhof Basel SBB. Die Lok besitzt nur einen Stromabnehmer nach Schweizer Norm.

E 71 22 im Jahr 1945 im Depot Basel SBB mit Schweizer Stromabnehmer und Schweizer Spitzensignal.

Im Jahre 1946 waren in Basel die folgenden 5 E 71 vorhanden:
E 71 13 (am 15.11.46 zurück von SBB), E 71 14, E 71 26, E 71 29 und E 71 32. Die E 71 33 hatte man am 7. Januar 1946 ausgemustert.

Am 15. Oktober 1947 kamen aus Österreich im Tausch gegen die in Basel noch vorhandenen E 33 13 und 19 die E 71 18 und E 71 28 zum Bw Basel.
Am 3. September 1948 gesellte sich noch die E 71 19 dazu. Sie war bei Kriegsende im Bereich der Direktion Nürnberg (Pressig-Rothenkirchen oder Bamberg) abgestellt.

Am 18. Mai 1952 wurde der elektrische Betrieb auf den Strecken Basel Bad Bf - Weil (Rhein ) und Weil (Rhein) Lörrach aufgenommen. Am 5. Oktober 1952 folgte dann der Abschnitt von Weil (Rhein) bis Efringern-Kirchen. Ab dem 04. Juni 1955 konnte man bis Freiburg elektrisch durchfahren, so dass man künftig die E 71 auch auf diesen Strecken antreffen konnte.

Die Jahre 1956 und 1957 brachten dann einen starken Einbruch beim E 71-Bestand. E 71 18, E 71 19 und E 71 26 wurden am 29. Mai 1956 abgestellt. Im Frühjahr 1957 folgten ihnen die E 71 14, E 71 22 und E 71 32.

Am 01. Mai 1958 endete offiziell die Beheimatung von Triebfahrzeugen beim Bbetriebswerk Basel. Die noch vorhandenen E 71 wurden buchmäßig dem Betriebswerk Haltingen zugeordnet.

Im Jahre 1958 kam dann auch das endgültige Aus für die E 71.
Am 1. August 1958 stellte man die E 71 13 und E 71 29 von der Ausbesserung zurück. Am 29. November 1958 erfolgte ihre endgültige Ausmusterung.
Ebenso wurden zum 29. November 1958 die noch verbliebenen E 71 14, 18, 19, 22 und 32 ausgemustert.

Ein paar Tage länger durfte die E 71 28 überleben: Am 5. Dezember 1958 wurde auch sie von der Ausbesserung zurück gestellt. Ihre Ausmusterung erfolgte dann am 4. August 1959.

E 71 28 hat in Zell im Wiesental einen Güterzug bespannt.
Es dürfte sich um einen der letzten Einsätze dieser Baureihe handeln.

Foto: Archiv Eisenbahnfreunde Wehratal e.V.

Erfreulicherweise wurden 3 Lokomotiven der Baureihe E 71 vor dem Schneidbrenner bewahrt und für die Nachwelt erhalten.

Die E 71 19 wurde für das Verkehrsmuseum Nürnberg als Ausstellungsstück aufgearbeitet. Bis zu ihrer Aufarbeitung war sie lange Zeit im Betriebswerk Regensburg hinterstellt.

E 71 19 wurde am 29.11.1958 im Bw Basel ausgemustert und hat überlebt:
Bis zu ihrer Aufarbeitung als Museumsstück war sie im Bw Regensburg hinterstellt.
Stefan Motz hat sie dort am 19.9.1987 auf der Drehscheibe abgelichtet.
Foto: © Stefan Motz

Derzeit befindet sich die E 71 19 als Ausstellungsobjekt im Bahnpark Augsburg.

Die E 71 28, als letzte E 71 der Deutschen Bundesbahn am 4. August 1959 ausgemustert, blieb ebenfalls erhalten und befindet sich derzeit im Deutschen Technikmuseum Berlin. Beim Jubiläum "150 Jahre Deutsche Eisenbahn" war die Lok auf der großen Fahrzeugschau in Bochum-Dahlhausen vertreten.


Beim Jubiläum "150 Jahre Deutsche Eisenbahn" war die E 71 28 auf der großen Fahrzeugschau in Bochum-Dahlhausen vertreten.
Foto: © Horst Foege

Vom Verkehrsmuseum Dresden wird die E 71 30 museal erhalten.

Die E 71 30 war nie in Basel stationiert. Bei Kriegsende war sie beim Betriebswerk Bitterfeld betriebsfähig vorhanden. Im September 1946 musste e sie als Reparationsleistung in die Sowjetunion abgegeben werden, von wo sie am 26. August 1952 wieder zurückkehrte. Sie wurde im Reichsbahn-Ausbesserungswerk Dessau hinterstellt und für das Verkehrsmuseum Dresden aufgearbeitet.

Außerdem ist noch ein Antrieb einer E 71 museal erhalten. Er gehört zum Bestand des Verkehrsmuseums Nürnberg befindet sich derzeit als Leihgabe im Museum der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte (DGEG) in Neustadt (Weinstr).

Weitere Fotos von der E 71 gibt es hier.

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