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Das Lörracher "Trämli"

- Aus der Geschichte einer Straßenbahnlinie -

Am 31. August 1967 wurde die Lörracher Straßenbahn, das "Trämli", still gelegt. Anhand von alten Akten und von Zeitungsberichten aus den Tagen der Stilllegung wurde der nachfolgende Bericht zusammengestellt, um nochmals an die wechselvolle Geschichte dieser damals für die Stadt Lörrach wichtigsten innerstädtischen Verkehrslinie in Erinnerung zu rufen.

Diese Seite befindet sich derzeit noch im Aufbau und wird ständig ergänzt. Zahlreiche alte Dokumente müssen noch aufgearbeitet werden.
Ausserdem werden dringend noch Fotos vom Lörracher Trämli gesucht.

 

Die Anfänge

Mit viel Spannung, Vorbereitungen und Aufregung verlief in Lörrach der 15. November 1919. Es war der Tag der Inbetriebnahme der Lörracher Straßenbahn. Viele Akten berichten noch über die Atmosphäre jener Nachkriegsjahre, voller Hoffnungen für eine bessere Zukunft, von denen die Eröffnung der Straßenbahn und somit der wiederhergestellten Verbindung mit Basel und der Schweiz ein wichtiger Teil war.

Die Vorgeschichte der Lörracher Straßenbahn geht bis in das Jahr 1897 zurück. Die Badische Regierung richtete schon damals an die Stadt Basel ein erstes Konzessionsgesuch, um die im schweizerischen Riehen mitten im Dorf endende Basler Straßenbahn über die Grenze nach Lörrach fort zu führen.

Die Verhandlungen gestalteten sich sehr langwierig, weil verschiedene Kreise ihre Bedenken gegen eine Straßenbahn anmeldeten. Unter den Bedenkenträgern war sicherlich auch die Badische Staatsbahn, welche um die Rentabilität der fast parallel verlaufenden Wiesentalbahn Basel Bad Bf - Lörrach - Schopfheim - Zell (Wiesental) fürchtete.

Auch in Basel hatte man wegen der nötigen Straßenverbreiterung in Riehen eine Weiterführung nach Lörrach für unrentabel erklärt. Nach Interventionen der (damals noch selbstständigen) Gemeinde Stetten und der Stadt Lörrach hatte Basel dann schließlich doch die Einwilligung gegeben.

Am 5. Februar 1907 war man sich dann soweit einig, daß ein Konzessionsantrag an die Badische Regierung gestellt werden konnte. Diesem Antrag wurde am 22. April 1907 statt gegeben.

Bereits im Mai 1907 wurde die Trasse festgelegt und in Lörrach mit der Verbreiterung der Basler Straße begonnen. 1909 wurde für 168 000 Mark die Überführung der Bahnlinie Weil (Rhein) - Lörrach über die neue Basler Straße gebaut. Von militärischer Seite wurde eine schienengleiche Kreuzung Staatsbahn - Straßenbahn nicht gestattet.

Während diese ersten Vorbereitungen liefen, wurden im Gemeinderat von Lörrach, in der Bevölkerung, sowie in der Presse alle möglichen Detailfragen diskutiert:

Sollte die Bahn zweigleisig werden? Grundstücksenteignungen mit viel Ärger waren die Folgen. 1911 dachte man über eine Weiterführung der Straßenbahn nach Tumringen, ja sogar nach Rümmingen und weiter in das Kandertal nach. Ebenso wurde eine Linie über Tumringen - Haagen - Hauingen - Brombach nach Lörrach erörtet. Und wer liefert den Strom? Lörrach oder Basel?

Auch spielte natürlich das Geld eine große Rolle. Die Straßenbahn sollte zwar ein Unternehmen Basels werden, jedoch blieben für Lörrach noch genügend Ausgaben, die einen Staatszuschuß nötig machten.

Im Dezember 1911 einigte man sich schließlich auf den Endpunkt der Bahn: Bahnhof Lörrach.

1912 waren die Vorschriften für den grenzüberschreitenden Straßenbahnverkehr fertig, am 28. Februar wurden von Karlsruhe die endgültigen Pläne genehmigt.

Das Großherzogliche Ministerium der Finanzen fertigte eine

Genehmigungsurkunde

für den "Bau und Betrieb einer Straßenbahn in Lörrach" aus.

Am Streckenende beim Bahnhof Lörrach waren die Reservefahrzeuge abgestellt.
Foto: © Josef Schepperle

Am 20. Juni 1913 wurde der endgültige Vertrag zwischen Basel und Lörrach geschlossen. Sofort wurde auf Schweizer Seite mit dem Bau der Teilstrecke von Riehen Dorf bis zur Landesgrenze begonnen. Dieses Teilstück war am 30. November 1914 endgültig betriebsbereit.

Die Lörracher waren aber in ihren Hoffnungen stark enttäuscht worden: am 1. August 1914 hatte der Krieg begonnen. die Schienen und anderes zum Bau der Bahn benötigte Material lagen zwar bereit, doch die plötzliche Umstellung auf die Kriegswirtschaft ließen die Bauarbeiten nur noch schleppend vorankommen.

Nach Kriegsende wurde der Bau der Straßenbahn sofort fortgesetzt. Nach einigen geglückten Probefahrten war man dann soweit, dass man als Termin für die Eröffnung den 15. November 1919 festlegen konnte.

Doch beinahe wäre der Eröffnungstermin geplatzt!

Am 6. November 1919 teilte die Bahnbauinspektion der Badischen Staatsbahn in Basel der Stadt Lörrach mit, dass man aus den Basler Nachrichten vom 4. November erfahren hat, das die Betriebsaufnahme am 15. November 1919 "in Aussicht genommen ist" und dass gemäß § 11 der Genehmigungsurkunde vom 28. Februar 1912 die Eröffnung erst erfolgen darf, wenn die Anlage durch die Staatsaufsichtsbehörde geprüft ist.
Ein entsprechender Antrag sei aber bis jetzt weder beim Ministerium der Finanzen noch bei der Großh. Generaldirektion eingegangen.

Die beteiligten Dienststellen handelten recht schnell, bereits am folgenden Tag, am 7. November 1919, konnte die Bahnbauinspektion Basel dem Bürgermeisteramt Lörrach mitteilen, dass die Abnahme der Straßenbahn am Donnerstag, 13. November 1919 vormittags 10 Uhr, an der Landesgrenze beginnend, stattfinden soll, "sofern von der Landesaufsichtsbehörde etwas anderes nicht verfügt wird".

Und am 8. November 1919 erteilte die Generaldirektion Karlsruhe der Bahnbauinspektion Basel den Auftrag, die Abnahme der Staßenbahn im Benehmen mit den beteiligten Stellen durchzuführen, sofern die Stadt Lörrach bis dahin den Antrag auf Abnahme gestellt hat.

Gleichzeitig teilte die Generaldirektion mit, dass die zur Konzession gehörende Planmappe werder beim Finanzministerium noch bei der Generaldiektion auffindbar sei. Es ließ sich nur feststellen, dass das Finanzministerium eine Planmappe der Oberdirektion der Wasser- und Strassenbaues übersandt hat, die sich vielleicht bei der Wasser- und Strassenbauinspektion in Lörrach befinden könne.
"Andernfalls bliebe nur übrig, die Pläne von dort aus bei der Stadtgemeinde Lörrach oder bei der Direktion der Basler Strassenbahnen abzufordern".

Die amtliche Abnahme der Lörracher Straßenbahn konnte dann, wie vorgesehen, am 13. November 1919 erfolgen.

Über die Abnahme wurde ein Abnahmeprotokoll erstellt.

 

Der feierlichen Eröffnung des Betriebes am Samstag, 15. November 1919, stand nun nichts mehr im Wege.

Im festlich geschmückten Wagen, den die Basler Straßenbahn-Verkehrsbetriebe den Lörracher Behörden zur Verfügung gestellt hatten, fuhr man um 11.00 Uhr zur Schweizer Grenze, wo die Basler Gäste eingetroffen waren. Gemeinsam fuhr man dann zum Marktplatz in Lörrach, wo man mit einer tausendköpfigen Volksmenge den Basler Gästen einen stürmischen Empfang bereitete. Gemeinsam freute man sich über das zwar teure, aber gelungene Werk.

Dieses Foto dürfte bei den Einweihungsfeierlichkeiten am 15. November 1919 entstanden sein.
Die Nummer des festlich geschmückten Motorwagens konnte (noch) nicht ermittelt werden.
Der zweiachsige Anhängewagen Nr . 352 wurde erst am Tag zuvor in Betrieb genommen.

(Wagen 352 wurde 1919 bei der SIG gebaut, am 14.11.1919 in Betrieb genommen, am 1.12. 1948 in 1152 umbenannt. Am 29.4.1969 wurde er für Fr. 100.- an die Firma Imfeld, Basel, zum Abbruch verkauft.) (Quelle: Tramclub Basel)

Der "Oberländer Bote" berichtete am 16. November 1919 über die Eröffnungsfeier wie folgt:


Archiv Stadt Lörrach


Oberländer Bote 18. November 1919
(Archiv Stadt Lörrach)

Oberländer Bote 18. November 1919
(Archiv Stadt Lörrach)

Oberländer Bote 20. November 1919
(Archiv Stadt Lörrach)

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