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150 Jahre Eisenbahn am Hochrhein

Die Bahnhöfe an der Strecke

Bahnhof Waldshut

Der Staatsvertrag mit der Schweiz vom 11.August 1852 hatte zur Folge, dass Waldshut sehr früh zu einem Eisenbahnanschluß kam.
Oberbaurat Sauerbeck legte die Lage des Waldshuter Bahnhofs fest.

Durch Beschluß des Staatsministeriums vom 25.November 1853 wurde Basel und Waldshut zu Hauptstationen bestimmt. Die erste Bürgeranhörung mit den vom Bahnbau betroffenen Grundstücksbesitzern fand am 3.Oktober 1853 statt.

Da die Bahn mitten durch die Gemarkung Waldshut führte, mußten einige Straßen und Feldwege geändert werden. Ein von Dogern ins Eschbachtal verlaufender Fahrweg war zu verlegen und mit einem Bahnübergang weiterzuführen. Den Verbindungsweg zwischen Landstrasse und Trotte führte man unter der Bahn hindurch. Der Weg zwischen dem Ochsenwirtshaus und dem Bierkeller blieb für den Eigentümer geöffnet. Der Eschbacher Weg, der Weg zum Friedhof und der Anschluß an die Landstrasse beim unteren Tor wurden an den noch heute bestehenden St. Blasier Bahnübergang (die Strasse führt heute -2006- mit einer großzügig angelegten Überführung über die Bahngleise) angebunden. Die innerhalb des Bahnhofsgeländes befindlichen Trassen nach Schmitzingen und Gurtweil verbanden die Planer durch einen Bahnübergang mit der Landstrasse am oberen Tor.

Der Ankauf der zum Bau benötigten Grundstücke brachte erhebliche Schwierigkeiten. Einige Grundstücksbesitzer wollten nicht verkaufen, bei anderen waren es Erbgemeinschaften, die den Verkauf an die Eisenbahn erschwerten, so dass es in mehreren Fällen zu Enteignungen kam.

Noch vor Abschluß der über drei Jahre dauernden Grundstücksverhandlungen wurde 1854 die Seltenbachbrücke gebaut und ein Jahr später mit dem Gleisbau begonnen. Die Planung des Waldshuter Bahnhofs hatte der Oberbaurat Franz Keller aus Karlsruhe durchzuführen. Das Großherzogliche Staatsministerium bemängelte, dass die Planung des Bahnhofs in seiner gesamten Ausdehnung vielleicht etwas zu großzügig bemessen sei, genehmigte jedoch trotzdem am 26.Mai 1856 den Bau.

Nach Eröffnung der Bahnstrecke von Säckingen nach Waldshut am 30.Oktober 1856 besuchte der Großherzog auf seiner Rückreise von der Insel Mainau nach Karlsruhe am 14. November 1856 die Stadt Waldshut. Nach Besichtigung der neu erstellten Bahnanlage äußerte er seine volle Zufriedenheit.

Die Eröffnung der Bahnlinie von Waldshut nach Turgi am 18.August 1859 machte den Anschluß einer Übereinkunft mit der Schweiz wegen der zollamtlichen Abfertigung auf dem Bahnhof Waldshut erforderlich. Waldshut bekam damit die Aufgabe eine Grenzbahnhofs.

Die Strecke zwischen dem Bahnhof Waldshut und der Station Koblenz galt als Zollstrecke. Der schweizerischen Zollverwaltung wurden im Bahnhof Waldshut Räumlichkeiten zur Zollabfertigung zur Verfügung gestellt. Die schweizerische Zollstätte hatte das Recht, Zollvergehen gegen die eidgenössische Zollgesetzgebung zu untersuchen und Waren mit Beschlag zu belegen. Im Jahre 1863 wurde ein direkter Personen- und Güterverkehr zwischen Waldshut und Mailand eingeführt. Ebenso kam es zur Verbindung Rotterdam - Waldshut - Schweiz.

Um die Früchte der am 14.Oktober 1863 in Waldshut neu in Betrieb genommenen Kornhalle besser abzufahren, baute die Stadt auf eigene Kosten ein Anschlußgleis mit Drehscheibe zum Bahnhof. Dieses Privatanschlußgleis der Stadt bestand bis zum 31.Mai 1901.

Ebenfalls 1863 entstand eine weitere Wagenremise.

Als erster Bahnhof auf dieser Strecke erhielt übrigens Waldshut 1865 eine Gasbeleuchtung und eine Einrichtung zur Gasherstellung. 1897 wurde der Verladeplatz und die Gleisanlagen am nordwestlichen Ende des Bahnhofs erweitert. Ein Jahr später ließ die Firma Seegmüller und Cie. einen großen Güterschuppen erstellen. 1902 beseitigte man den Schrankenposten und führte die Straße nach Gurtweil und Schmitzingen mit einer Brücke über die Bahn. 1905 wurde das Empfangsgebäude erweitert.

Als 1913 die Lonza-Werke gebaut wurden errichtete die Stadt ein Privatanschlußgleis bis zur Fabrik.

Das inzwischen aufgelöste Bahnbetriebswerk nahm 1919 seinen Betrieb wieder auf und erhielt 1921 eine besondere Pumpanlage zur Entnahme von Rheinwasser zur Lokomotivspeisung.

Zu umfangreichen Umbauten und Erweiterungen kam es schließlich in den Jahren 1926 und 1927. An Stelle der beiden 1888 gebauten Stellwerke entstanden drei neue. Einem neuen 1926 errichteten Lokschuppen folgte 1927 der Wasserturm beim Empfangsgebäude. Im gleichen Jahr ersetzte die neue Bahnunterführung von der Bahnhofstrasse zur Theodor-Wagner-Strasse den bisher zwischen den Gebäuden der Bahnmeisterei und dem Stellwerk III führenden Weg ins Ziegelfeld.

Im Zweiten Weltkrieg kam es mehrfach zu Luftangriffen auf Waldshut, wovon auch das Bahnhofsgelände nicht verschont blieb. So erfolgte am 16.Februar 1945 ein Angriff auf das Schweizer Gleis wobei eine Bombe 12 Meter Gleis zerstörte. Bei einem weiteren Luftangriff drei Tage später wurden die Bahnanlagen von vier Bomben getroffen und 132 Meter Gleis beschädigt. Zur Ausbesserung der Gebäudeschäden am Bahnhof wurden 90 qm Dachpappe und 98 qm Glas benötigt.

Ende April 1945 stellte die Reichsbahn den Eisenbahnverkehr ein. Nach der Besetzung durch die Franzosen beschränkte sich der Zugverkehr auf drei Personenzüge zwischen Waldshut und Immendingen.

Am 29.Oktober 1945 verkehrte auf der Strecke Erzingen - Waldshut wieder ein Zug für die Arbeiter, die morgens und abends nach jeder Richtung fuhren.

Die Umstellung der Hochrheinstrecke von Dampf- auf Diesel-Lokomotiven im Jahre 1962 brachte auch für den Bahnhof Waldshut große Veränderungen. Das Bahnbetriebswerk wurde aufgehoben, der alte lange Lokschuppen sowie die beiden Wassertürme abgebrochen, die Drehscheiben entfernt.

Einst war der Bahnhof Waldshut ein großer Knotenbahnhof, dem die Bahnhöfe von Laufenburg bis Erzingen und von Oberlauchringen bis Weizen unterstanden. Während die Bahnhöfe Laufenburg Ost und Dogern mit der Kleinlokomotive von Waldshut aus bedient wurden, stellte eine Lok der Baureihe 212, später der Baureihe 290, den Bahnhöfen bis Erzingen und Weizen die Güterwagen zu.

Einen großen Einbruch im Güterverkehr erlitt der Bahnhof Waldshut durch die Schließung der Lonza-Werke sowie durch die Einstellung des grenzüberschreitenden Güterverkehrs über die Rheinbrücke nach Koblenz (Schweiz).
Letztendlich bedeutete das Sanierungsprogramm "MORA C" = Marktorientiertes Angebot Cargo der Deutschen Bahn ab 2001 das "Aus" für sämtlichen Güterverkehr in Waldshut.

Sämtliche Anlagen, die einstmals dem Güterverkehr dienten, wurden still gelegt und abgebaut. Ende 2006 wurde das Gebäude der Güterabfertigung sowie die Güterhalle abgerissen.

Am 30. Mai 1999 übernahmen die Schweizer Bundesbahnen SBB den Betrieb auf der grenzüberschreitenden Strecke Waldshut - Koblenz. Die Rheinbrücke wurde saniert und die Strecke wurde elektrifiziert, damit die Pendelzüge der SBB hier fahren können. Das Gleis nach Koblenz wird betrieblich als Bahnhofsgleis des Bahnhofs Koblenz behandelt. Im Bahnhof Waldshut besteht noch eine Weichenverbindung zur DB, allerdings nur für Notfälle.

Im Bahnhof Waldshut wurde ein elektronisches Stellwerk errichtet, welches von der Betriebszentrale Karlsruhe der Deutschen Bahn aus bedient wird. Das Stellwerk wurde vom 28. August bis 7. September 2001 in Betrieb genommen. Es ist seither für die Steuerung der Hochrheinstrecke zwischen Basel Bad Bf (ausschließlich) und Erzingen (einschließlich) zuständig.

 

Bahnhof Waldshut - Vorderansicht

Bahnhof Waldshut – Gleis 1 bis 5 – Fahrtrichtung Basel-Erzingen

Bahnhof Waldshut mit Bahnsteig- und Gleisanlage

Bahnhof Waldshut – Bahngelände mit der stillgelegten Güterabfertigung (links)
Die Gebäude der ehemaligen Güterabfertigung wurden Ende 2006 abgerissen.

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