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Historisches aus dem Süden (Teil 16)

Datum: 05.02.06 21:49

Heute: Eisenbahngeschütz im Einsatz

Am 3. Juni 2004 berichtete der "Südkurier" über das Eisenbahngeschütz, welches während des Zweiten Weltkrieges auf der Wehratalbahn im Bahnhof Hasel abgestellt war. Am 28. September 2005 wurde dieser Zeitungsbericht nochmals im "Anzeiger", einer kostenlosen Wochenzeitung, veröffentlicht.

Den Bericht kann man auf unserer Seite Wehratalbahn nachlesen.

Auf Grund dieses Presseberichtes meldete sich ein Leser beim "Anzeiger" und berichtete, dass er Fotos vom Eisenbahngeschütz besitze. Der Bruder seines Großvaters, Herr Max Muser, hatte diese Fotos am 17. Juni 1940 in Steinen angefertigt.

Man hat uns freundlicherweise die Fotos zur Veröffentlichung überlassen.

Nach Studium verschiedener Literatur kamen wir zur Erkenntnis, dass es sich bei dem Geschütz um eine Version der „Kurze Bruno“ handeln muss.

Die "Kurze Bruno" hatte ein Kaliber von 28,3 cm und eine Rohrlänge von 11,20 Metern. Das Gewicht der Kanone betrug 129 Tonnen. Sie wurde auf 2 Drehgestellen mit je 5 Achsen transportiert. Das Fahrzeug war 22,8 Meter lang. Die Höchstschussweite betrug 29,5 Kilometer, ein Geschoss hatte ein Gewicht von 240 kg.

Von den Bahnhöfen Steinen und Lörrach an der Wiesentalbahn aus wurde damals die "Maginot-Linie", die Befestigungslinie entlang der französischen Grenze, beschossen. Nach getaner Arbeit wurde das Geschütz wieder in Hasel „versteckt“.

Das Eisenbahngeschütz "Kurze Bruno" wird in Steinen in Stellung gebracht.
Es haben sich bereits zahlreiche Zuschauer eingefunden.
Links am Bildrand die Villa Merian, das Haus eines Textilfabrikanten.
Foto: © Max Muser, Slg. Bianchi


Die "Kurze Bruno". (Ausschnitt aus obigem Foto)
Foto: © Max Muser, Slg. Bianchi


Feuer!
Die Kanone verbreitet ohrenbetäubendes Krachen und eine gewaltige Wolke aus Pulverdampf.
Das Foto entstand aus etwa 40 Metern Entfernung, die Druckwelle warf dabei den Kameramann samt Kamera zu Boden
Foto: © Max Muser, Slg. Bianchi


Der Ausschnitt aus obigem Foto zeigt deutlich, wie sich die Zuschauer die Ohren zu halten.
Die Bedienmannschaft ließ sich offensichtlich durch die vielen Zuschauer von ihrer Arbeit nicht abhalten.
Foto: © Max Muser, Slg. Bianchi


Noch ein Bild-Ausschnitt:
Die Fenster der Villa Merian sind weit geöffnet, damit sie durch die Druckwelle nicht zu Bruch gehen.
Foto: © Max Muser, Slg. Bianchi

Datum: 14.07.06

Auch im Bahnhof Lörrach wurde im Juni 1940 geschossen:

Anscheinend hatte die Deutsche Wehrmacht im Wiesental im Juni 1940 Hochbetrieb in Sachen Schießen, denn dieser Tage ist uns ein Foto zugeflogen, welches das Eisenbahngeschütz im Einsatz im Bahnhof Lörrach zeigt, aufgenommen am 17. Juni 1940.



Foto: Slg. Hans-Albert Oswald

Geschosssen wurde nördlich des Lörracher Güterbahnhofs. Das Geschütz befand sich vermutlich auf den Übergabegleisen zur damaligen Lörracher Gewerbebahn. Im Gegensatz zum Bahnhof Steinen, wo dem Geschützrohr mittels eines Gleisbogens die richtige Schussrichtung gegeben wurde, hat man in Lörrach das Geschütz auf zwei Gleisen aufgebaut. Wie es scheint, hat man das Geschütz auf eine Art Rampenwagen gefahren, um die richtige Höhe zu erreichen. Die Schussrichtung dürfte eindeutig Mülhausen im Elsass sein.

Walter Schepperle

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