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Die Elektrifizierung

der

Wiesen - und Wehratalbahn

Die Anfangsjahre des elektrischen Betriebs

Am Tage der Betriebsübergabe des neuen Badischen Personenbahnhofs am 13. September 1913 wurde mit der Lok A I Nr. 1 auch der elektrische Zugbetrieb auf der Wiesentalbahn eröffnet.

Es war eine mutige technische Großtat der Badischen Staatsbahn, für die sie aber leider noch viel Lehrgeld zahlen sollte. Viele ,,Kinderkrankheiten" traten in der Folgezeit auf, und die Dampfreserve der Bahnbetriebswerke Haltingen und Basel mußte des öfteren einspringen.

Am 15. September berichtete das Oberbadische Volksblatt über die Eröffnung des Elektrischen Betriebes:


(Archiv Stadt Lörrach)

Anscheinend gingen in den ersten Wochen nach Aufnahme des elektrischen Betriebs bei der Generaldirektion Karlsruhe mehrere massive Beschwerden der Fahrgäste über auftretende Verspätungen durch die Lokstörungen. Besonders stark betroffner Zug muss der Berufszug 1701 von Zell nach Basel gewesen sein.

Am 20. Dezember 1913 ordnete deshalb die Generaldirektion in einem Schreiben an die Maschineninspektion Basel folgendes an:

"Zug 1701 der Strecke Zell i.W. - Basel soll mit sofortiger Wirkung mit einer Dampflokomotive gefahren werden, solange bis die immer noch häufig auftretenden Störungen in der elektrischen Zugförderung auf der Wiesentalbahn sicher und endgiltig beseitigt sind.
Wie sehen uns zu dieser zu dieser Maßnahme veranlaßt, weil Zug 1701 in der Hauptsache die Arbeiter des Wiesentals befördert, die im Falle von größeren Verspätungen Einbußen am ihrem Verdienst erleiden und u.U. bei öfterem Vorkommen Entlassungen zu gewärtigen hätten.
Wir ersuchen, die wegen der Führung des Zuges 1701 mit einer Dampflokomotive nötigen Anordnungen alsbald im Benehmen mit der Betriebsinspektion und de» Stationsämtern Basel und Zell, die hiervon Nachricht erhalten, zu treffen. Einem Bericht, wann die Führung des Zuges 1701 wieder von einer elektrisch betriebenen Lokomotive übernommen werden kann, sehen wir s.Zt. entgegen."

Die Maschineninspektion Basel teilte dann am 4. Januar 1914 der Betriebsinspektion mit, daß die Züge 1730 und 1701 seit 22./23. Dezember 1913 mit einer Dampflokomotive geführt werden.

Zug 1730 war damals der letzte Zug von Basel nach Zell (Zell an ca. 23.30 Uhr), der Zug 1701 verließ Zell am Morgen (etwa um 5.30 Uhr), somit musste die Dampflok in Zell übernachten.

Am 8. Januar 1914 ordnete die Betriebsinspektion Basel (auf Vorschlag der Fahrdienstleiter in Basel) an, daß wenn im Falle von Störungen in den elektr. Fahrleitungen oder bei Beschädigung von elektr. Loks die Stellung von Ersatzlok in Frage kommt, sofort nach der Verständigung des elektr. Lokschuppens in Basel auch der Fahrdienstleiter in Basel zu verständigen sei.
Diesem sollte dadurch ermöglicht werden, die für die Gestellung einer Ersatzlok notwendigen Vorkehrungen rechtzeitig einzuleiten. Die Zuleitung der Ersatzlok konnte dadurch beschleunigt werden.

Bei der Eröffnung des neuen Badischen Bahnhofs am 13. September 1913 konnte niemand ahnen, daß der neue Bahnhof nur ein Dreivierteljahr in Betrieb sein durfte. Bei Ausbruch des 1. Weltkrieges wurde der Bahnhof am 31. Juli 1914 geschlossen und vom Basler Landsturm besetzt.

 

Immer wieder gab es Schreiben und Verfügungen der Maschineninspektion und der Betriebsinspektion Basel mit der Bitte um Schonung der elektrischen Lokomotiven.

So erließ die Betriebsinspektion Basel am 18. April 1921 an die Stationen von Basel bis Zell und von Schopfheim bis Säckingen folgende Verfügung (Auszug)

"Jedes Anziehen eines Zuges durch eine elektrische Lok greift die elektr. Einrichtungen dieser Lok in nachteiliger Weise an. Es müußen deshalb alle irgendwie vermeidbaren Bewegungen der Züge auf den Stat. unterlassen werden. Beim Ein- und Ausladegeschäft bei den Pz kann in den meisten Fällen durch entsprechendes Verschieben der Gepäck- und Eilgutkarrern ein Vorziehen oder Zurückdrücken des Zuges vermieden werden ..."

"Signalhalte zu Berg fahrender Züge sind, wann immer möglich, zu vermeiden. Die Einfahrsignale sind so zeitig freizumachen, daß Signalhalte kreuzender oder überholender Züge nicht nötig werden..."

Da in dieser Zeit aus Mangel an elektrischen Lokomotiven vorrangig Güterzüge mit einer Dampflok bespannt wurden, vergaßen die Stationsbediensteten gerne das Einschalten der Fahrleitung der Nebengleise, wenn ausnahmsweise eine Elektrolok auftauchte. Zahlreiche Kurzschlüsse waren die Folge, verbunden mit Stromunterbrechungen in der Fahrleitung und Störung des gesamten elektrischen Zugbetriebes für mehrere Minuten.

Durch die Kurzschlüse wurden auch die Schalter im Umformerwerk beschädigt.

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