Badische Zeitung vom Dienstag, 27. Mai 2003

Denkmal bleibt Denkmal

Alte Wehratalbrücke muss in alten Zustand versetzt werden und soll neue Funktion bekommen

Von unserem Mitarbeiter Jörn Kerckhoff

WEHR. "Die Brücke muss wieder in ihren alten Zustand zurückversetzt werden", so die deutliche Aussage des Ersten Landesbeamten Walter Schneider nach einem Ortstermin bei der alten Wehratalbrücke gestern Nachmittag. Vertreter des Landratsamtes, der Stadt, der Landesdenkmalbehörde und der Deutschen Bahn AG hatten sich getroffen, um zu beraten, wie mit der Brücke, von der nach der Abmontierung der Gleise und des Geländers derzeit nur noch der Torso steht, weiter verfahren wird. "Die Brücke ist ein Kulturdenkmal, dadurch entstehen Verpflichtungen für die Bahn", so die Begründung Schneiders für die Entscheidung. Die Bahn habe die Gleise, die Bahnschwellen und das Bahngeländer abmontiert, nachdem sie erfahren habe, dass Jugendliche sich zu Mutproben auf der Brücke getroffen hätten. Gleichzeitig habe das Unternehmen die Brücke mit schweren Holzwänden gesichert, um ein Betreten der Brücke, die im Jahr 1890 eingeweiht wurde, unmöglich zu machen. Für dieses Vorgehen habe man auch bei der Unteren Denkmalschutzbehörde Verständnis, räumt Schneider ein. Es sei jedoch nicht in Ordnung gewesen, dass diese Maßnahmen ohne vorherige Absprache mit der Behörde vorgenommen wurden. Nun fristete die Brücke bis zum Zeitpunkt der Montagearbeiten über Jahre hinweg ein eher unbemerktes Dasein abseits der Bundesstraße B 518. Es stellt sich also die Frage, welchen Sinn es machen soll, die Brücke wieder herzurichten. "Es ist immer das Ziel, ein Kulturdenkmal irgendeiner Funktion zuzuführen", macht Walter Schneider klar, dass das Bauwerk wieder mehr in den Blickpunkt des Interesses gerückt werden soll. Welche Funktion das sein wird und wann man damit rechnen kann, hänge natürlich auch immer von der Finanzierbarkeit ab. Auf der ehemaligen Bahnstrecke zwischen Bonndorf und Lenzkirch habe man auf einer Brücke zum Beispiel einen Radweg eingerichtet, so Schneider. Eine Idee, die auch in Wehr bereits diskutiert wurde, die jedoch mit dem gesamten Radwegekonzept wieder in der Schublade verschwand. Im Rathaus gibt man sich derzeit schweigsam. "Natürlich gibt es Visionen für die Brücke", gibt Bürgermeister Michael Thater zu. Er spreche jedoch nur ungern über Visionen, da man in diesen immer sofort gemessen werde, das wolle er bei der derzeitigen Haushaltslage vermeiden. Die Deutsch Bahn AG hat übrigens erklärt, dass sie jede Haftung für Unfälle an der Bahnbrücke ablehnt. Man habe die Brücke vorschriftsmäßig gesichert, nun sei jeder selbst verantwortlich, wenn ihm etwas passiere.

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