Badische Zeitung vom Mittwoch, 10. November 2004

Ende der unendlichen Geschichte?

An der alten Eisenbahnbrücke über die Wehra tut sich etwas / Nach 21 Monaten werden Bohlen und Geländer wieder anmontiert

Von unserem Mitarbeiter Jörn Kerckhoff

WEHR. Knapp 21 Monate nachdem in Wehr an der alten Eisenbahnbrücke über die Wehra die Bahnschwellen und das Geländer abmontiert wurden, werden sie nun wieder angebaut. Am Montag begannen die Arbeiten, die das Landratsamt als untere Denkmalschutzbehörde angeordnet hatte.

 

Nachdem das Landratsamt Wind davon bekommen hatte, dass die Bahn Bohlen und Geländer abmontiert hatte, schaltete es sich ein. Bis 15. September 2003 sollte die Deutsche Bahn AG, der die Brücke gehört, eine Erklärung abgeben, wann sie gedenke, die Brücke in ihren alten Zustand zurückzuversetzen. Sowohl diese als auch weitere Fristen ließ die Bahn jedoch verstreichen - bis zur Verhängung eines Zwangsgeldes.

Mit Hilfe eines Krans wurde am Dienstag ein großer Container auf die Brücke gehievt. Von der Bundesstraße kommt man inzwischen nämlich nicht mehr an die Brücke heran, dort wird immer noch am Tunnel der künftigen Umgehungsstraße gebaut. Stets hatte die Bahn ihren guten Willen erklärt und auch beim Landratsamt wurde immer das gute Verhältnis zwischen den Vertretern beider Seiten betont. Die Bahn schob die Arbeiten jedoch ein ums andere Mal hinaus - mal sei es gefährlich gewesen, auf der vereisten Brücke zu arbeiten, mal sei der Bautrupp auf Monate hinweg ausgebucht gewesen. Bis Ende November 2003 sollten alle Teile wieder anmontiert sein, so das Versprechen der Bahn, auf das man sich beim Landratsamt auch verlassen hatte. Dann hieß es Februar 2004, aber auch bis Februar tat sich nichts auf der Eisenbahnbrücke.

Stattdessen vermuteten findige Eisenbahnfreunde einen illegalen Handel mit Eisenbahndevotionalien hinter dem abmontierten Geländer. "Alles Unsinn", dementiert Martin Schmolke von der Bahn diese Vermutungen. Vielmehr habe man die Pfosten des Geländers als Ersatzteile für Brücken verwenden wollen, die noch in Betrieb seien. Wieder verlängerte das Landratsamt die Frist zur Instandsetzung bis zum 5. Juli - und wieder geschah nichts an der mehr als 100 Jahre alten Eisenbahnbrücke. In einem Brief bat die Bahn aber immerhin um eine Fristverlängerung bis zum Spätherbst diesen Jahres. Eine Frist, die vom Landratsamt abgelehnt wurde. Stattdessen wurde ein Zwangsgeld in Höhe von 1750 Euro verhängt. Dieses scheint nun Wirkung zu zeigen, wie die beginnenden Arbeiten beweisen. Dabei werden jedoch nicht alle alten Geländerpfosten wieder anmontiert, einige seien unbrauchbar, so die Erklärung der Bahn. So mussten einige Pfosten neu gegossen werden.

Indes weiß aber noch niemand, was mit der alten Brücke geschehen soll. Ist die neue Straßenbrücke über die Wehra erst einmal befahrbar, zieht die Eisenbahnbrücke wenigstens wieder Blicke auf sich. Dabei soll es jedoch nicht bleiben. Immer wieder wies das Landratsamt darauf hin, dass die Brücke irgendwann wieder einer Bestimmung zugeführt werden soll. Welche Bestimmung dies sein soll, steht noch in den Sternen, oder liegt in der Schublade von Bürgermeister Michael Thater. Der hatte einst erklärt, dass verschiedene Möglichkeiten denkbar seien. Welche, wollte Thater aber bislang nicht verraten.

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